Eines vorab: Die Entscheidung des Handballverbands Mittelrhein zum coronabedingten Abbruch des Ligabetriebes auf Verbands- und Kreisebene war selbstverständlich absolut richtig und unumgänglich. An eine reguläre Fortführung des Spielbetriebs war schlichtweg nicht zu denken und der Handball musste wie alle anderen Sportarten ebenfalls hintenanstehen. Was aus allen vernünftigen Erweggründen nur als notwendig erachtet werden kann, dürfte aus sportlicher Sicht nichtsdestotrotz ein besonderes Maß an Enttäuschung auf Seiten unserer ersten Herrenmannschaft hervorgerufen haben. Zwar bewegte man sich mit dem 7. Tabellenrang zum Zeitpunkt des Abbruchs nachwievor im bedeutungslosen Mittelfeld der Landesliga Mittelrhein, durch bärenstarke Auftritte und eine Siegesserie von vier Spielen in Folge avancierte man jedoch gerade zur Rückrunden-Spitzenmannschaft. Erstmalig seit dem 2. Spieltag konnte die HSG wieder eine positive Punktebilanz aufweisen, die Auftritte der Truppe um Zdravko Guduras, Felix Herzog und Christoph Schlecht machten Lust auf mehr und weckten womöglich berechtigte Hoffnungen, doch noch in die Top Five der Liga vorrücken zu können und die Saison zu einem versöhnlichen Ende zu bringen. Doch von Anfang an:
Mit einer ausbaufähigen Vorbereitung und nur mäßig eingespielt ging die HSG in die zweite Landesliga-Saison in Folge. Zwar konnte man einen spielerisch guten Kader mit einigen jungen Neuzugängen aufbieten, dass dies jedoch nicht ausreicht, um eine erfolgreiche Saison auf Verbandsebene zu spielen, sollte der Mannschaft schnell klar werden. Zum Auftakt verpatzte die Truppe das heiß erwartete Derby beim TuS Niederpleis dank nervöser Leistung und musste sich mit einem Remis begnügen – der erste dicke Dämpfer der Saison war bereits am ersten Spieltag eingefahren. Der weitere Saisonstart machte dann schnell allen Beteiligten klar, dass noch eine gehörige Portion Arbeit auf die Mannschaft zukommen würde, wenn sie sich nicht auf Abstiegskurs bewegen möchte. Insbesondere die Auswärtsbilanz der HSG blieb bis zur Rückrunde desolat – ein Punkt in Niederpleis und die ein oder andere Fußpilzinfektion sollten bis zum 17. Spieltag das Einzige bleiben, was die Bonner in fremden Hallen mitnehmen würden. Zu Hause sah es derweil nicht viel besser aus: Ein Krimi-Sieg gegen die Spitzenmannschaft des TV Wahn Köln II und ein ungefährdeter Erfolg gegen die Reserve des CVJM Oberwiehl blieben die einzig wirklich überzeugenden Auftritte der HSG – zu wenig, um dem eigenen Anspruch zu genügen oder gar am Ende die Klasse zu halten. Als sich die Mannschaft dann am 9. Spieltag noch eine fette Derby-Klatsche nach desaströser Leistung beim Kontrahenten HSG Euskirchen einhandelte, war die Krise nicht mehr wegzuleugnen und dringender Handlungsbedarf ausgemacht.
Der „Hilferuf“ der Mannschaft und der Trainer Herzog/Schlecht sollte schließlich erhört werden: Binnen nur einer Woche verpflichtete der Verein mit Zdravko Guduras einen weiteren Trainer und den absoluten Wunschkandidaten der HSG. Der Ex-Profi dürfte dann wohl auch der entscheidende Grund gewesen sein, weshalb die Mannschaft das Ruder noch einmal herumreißen konnte. Die taktischen Kniffe des neuen Trainers verleihten der Mannschaft nicht nur eine spielerische Verbesserung sondern auch eine gehörige Portion mehr Selbstvertrauen und Mut, was sie nach nur einer gemeinsamen Trainingseinheit im beeindruckenden Heimsieg gegen die HSG Marienheide/Müllenbach eindrucksvoll unter Beweis stellen sollte. Eine starke Mannschaftsleistung in diesem Spiel weckte bereits einen Vorgeschmack auf das, was die HSG dann spätestens in der Rückrunde aufs Parkett bringen sollte. Eine deutliche Befreiung war der Mannschaft nun anzumerken. Nicht nur zeigte die HSG eine erhöhte Konsequenz in Abwehr und Angriff, auch harmonierte das neue Trainergespann ideal. Während Guda die taktische Führung von der Bank aus übernehmen konnte, war Spielertrainer Felix nun wieder stärker in der Lage, die Mannschaft auf dem Feld zu führen und nach seinen Vorstellungen zu lenken. Währenddessen konnte sich Christoph verstärkt auf die Torhüter und die Feinabstimmung konzentrieren – eine Kombination, von der das HSG-Spiel nun enorm profitieren sollte. Zwar leistete sich die Mannschaft auch jetzt noch den ein oder anderen Patzer, so beispielsweise die Niederlagen gegen Gelpe/Strombach II und Rheinbach II. Angesichts der dünnen Personaldecke in diesen Spielen waren diese Niederlagen jedoch zu verkraften.
Richtig Schwung aufnehmen sollte das HSG-Spiel dann erst in eben jenen sieben Spielen, die sich schließlich als die letzten der Saison herausstellen sollten. Angefangen mit einem verdienten Sieg im letzten Hinrundenspiel gegen den Aufstiegsfavoriten TuS Königsdorf spielte sich die Mannschaft nun in einen kleinen Rausch. Gestützt auf eine starke Abwehrformation und ein durch den Rückkehrer Jens Wessel verstärktes und stabilisiertes Angriffsspiel agierte die Mannschaft nun definitiv nicht mehr auf dem Niveau eines Abstiegskandidaten, Mit Ausnahme einer verdienten Niederlage in Oberwiehl trotz ansehnlicher Leistung war die HSG in den letzten sieben Begegnungen des regulären Ligabetriebs nun in sechs Partien siegreich. Deutliche Siege gegen die Spitzenmannschaften aus Palmersheim und Wahn sowie die ersten und einzig beiden Auswärtssiege waren die umjubelten Höhepunkte dieser Erfolgsphase. Wo die HSG in der Hinrunde noch mit mauen 6:6 Punkten gestartet war, sammelte sie nun eindrucksvolle 10:2-Zähler zum Rückrundenauftakt. Die Beantwortung der Frage, ob die Mannschaft diese Serie ohne das Auftreten einer globalen Pandemie hätte aufrechterhalten können, verbleibt wohl im Reich der Mythen und Legenden (aus voller Überzeugung sagen wir hierzu natürlich: vielleicht).
So kommt dann auch Coach Felix zu einem versöhnlichen Abschlussfazit: „Mit dem Saisonstart sind wir alle natürlich gar nicht zufrieden. Das lag meiner Einschätzung nach auch an der Trainersituation, die zu Beginn der Saison nicht zufriedenstellend gelöst wurde. Wir hätten früher einen weiteren Trainer zur Unterstützung benötigt. Seitdem Guda dann verpflichtet wurde, können wir sehr zufrieden mit unseren Ergebnissen sein, den ein oder anderen Ausrutscher ausgenommen, bei denen der Kader nicht sonderlich gut war. Gerade die letzten Erfolge gegen Wahn und Palmersheim waren ein deutlicher Ausweis unserer guten Form. Für uns ist es daher schade, dass die Saison so früh zu Ende ging. Wir hätten natürlich gerne noch ein paar mehr Punkte geholt. Der Tabellenplatz ist letztendlich in Ordnung. Wären wir konstanter gewesen, hätten wir mit Sicherheit nicht so viele Probleme bekommen und lange hinten drin gestanden.“
Wo in einem normalen Saisonabschlussbericht noch ein halbwegs verlässlicher Ausblick auf die nächste Saison gegeben werden kann, sind an dieser Stelle naturgemäß nur einige kleine Hinweise möglich, da die Corona-Krise natürlich auch die Planung für die Spielzeit 2020/21 auf den Kopf stellt. Für die HSG wird es in der kommenden Saison in eine aufgestockte Landesliga Mittelrhein gehen. Durch die Auf- und Abstiegsregelungen des HVM werden die vier letztplatzierten Mannschaften der Landesliga nicht ab-, jedoch die vier Kreismeister aufsteigen. Da aus der Verbandsliga auch keine Absteiger zu erwarten sind, wird es die HSG wohl mit insgesamt 16 Mannschaften zu tun bekommen, was gleichbedeutend mit dem harten Programm von 30 Ligaspielen ist. Um diese Superliga bewältigen zu können, arbeiten die Verantwortlichen mit Hochdruck am Spieler- und Trainerteam der 1. Herren. Hierzu werden wir in den nächsten Wochen verlässlichere und konkretere Infos geben können. Aus beruflichen Gründen werden jedoch voraussichtlich mehrere Akteure entweder kürzertreten oder in die zweite Mannschaft wechseln, was allerdings durch einige Zugänge aus der A-Jugend kompensiert werden soll. Ein Großteil der Mannschaft konnte jedoch auch für 2020/21 erhalten werden, sodass mit keinem Umbruch zu rechnen ist.
An dieser Stelle bleibt uns noch ein großer Dank an alle unsere Zuschauerinnen und Zuschauer, Helferinnen und Helfer und Zeitnehmenden, die uns in dieser schwierigen und doch chaotischen Saison begleitet und unterstützt haben. Wir wünschen euch allen beste Gesunheit und hoffen, dass ihr uns nach überstandener Corona-Krise auch in der Saison 2020/21 treu bleibt. IMMER.READY!
Für die HSG waren 2019/20 im Einsatz:
Tor: Sebastian Pecher, Jonas Roland, Benny Zander, Tobi Behne (A-Jugend), Ryan Wistoff (A-Jugend), Christoph Schlecht (B-Jugend)
Feld: Emil Lunkenheimer, Pierre Girgi, Pascal Sack (A-Jugend), Robert Windel, Felix Herzog, Luca Schramm, Mika Gesell, Jens Wessel, Jogi Esser, Pascal Arndt, Simon Ollefs (A-Jugend), Marvin Heuser, Bashar Abu Albawakir, Niklas Fischer, Robin Dick, Lad’a Pokorny, Patrick Thomas, Merlin Lohrey, Severin Heidrich (A-Jugend), Laurenz Heidrich, Andy Kurenbach.
Trainerbank: Zdravko Guduras, Felix Herzog, Christoph Schlecht
Zeitnehmertisch: Yannick Pfrengle, Bob Bielen, Christoph Schlecht, Olek Schlecht, Michael Sack, Sandra Milmert, Patrick Thomas, die gesamte Damenmannschaft, die Cousine vom Schwager der Nachbarin des Hausmeisters aus Oberwiehl